Hexenküche oder Naturerlebnis?

Outdoor

Wildkräuterabenteuer im Teinachtal

Autor: Schwarzwald Mary

10. Juli 2023

Autor: Eva im Schwarzwald

10. Juli 2023

In einer kleinen Gruppe finden wir uns am vereinbarten Treffpunkt ein – neugierig, ein ganz kleines bisschen skeptisch, aber heute einmal offen für alles. Darum haben wir uns ja schließlich angemeldet, zu einer Wildkräuter-Tour.

Mit Körbchen in der Hand und gespitzten Ohren für die Worte der Wildkräuterexpertin laufen wir los – raus aus dem Ort zu den weitläufigen Wiesen rund um Neubulach, bis hin zum Waldrand. Zugegeben, weit ist es nicht und die Fachfrau Heiderose Rentschler erklärt schon einmal einige Grundsätze des Wildkräutersammelns.

Das wichtigste vorweg: wir gehen nicht einfach rücksichtslos querfeldein
„am besten ist es, wenn man gar nicht sieht, dass wir da waren“.
Auch das Sammeln im Naturschutzgebiet ist absolut tabu.
Hier heißt es unbedingt auf den Wegen bleiben und die Natur und ihre Bewohner zu respektieren.

… Schwer vorstellbar, dass jemand, der sich für Wildkräuter interessiert nicht auch automatisch einen respektvollen Umgang mit der Natur pflegt. Aber das ist wohl so, wie in Zavelstein während der Krokusblüte, wenn die Krokusfans sich zum Fotografieren mitten in die Krokuswiesen setzen und die zarten Pflänzchen damit zerstören.

Nachdem wir nun das wichtigste verstanden haben, geht’s auch schon so richtig los. Direkt am Wegesrand wächst wohl eine der bekanntesten Wildkräuterpflanzen (mit unserem nicht vorhanden Wildkräuterwissen glänzen wir natürlich mit Unwissenheit) es gibt aber selbstverständlich auch Teilnehmerinnen, die die Pflanze mit den zarten Blättern benennen können – Giersch. Ein Raunen geht durch die Gruppe und die eine oder andere Teilnehmerin murmelt etwas von Unkraut vor sich hin. Auch die Kräuter-Expertin muss schmunzeln und gibt zu, dass die Pflanze besonders gerne in Gärten unkrautartig wuchert. Aber sie lässt sich wunderbar in den verschiedensten Gerichten verarbeiten. Wir sind noch etwas skeptisch und wissen noch nicht so richtig, was wir mit diesen Infos anfangen sollen. Fakt ist aber, dass Giersch eine entzündungshemmende Wirkung hat und sehr viel Vitamin C enthält (etwa 2oo mg auf 100 g – zum Vergleich: in 100 g Spinat steckt etwa 28 mg Vitamin C).

Wir sammeln unsere Kräuter natürlich nicht an vielbegangenen (Wander-)Wegen oder gar an den gängigen „Gassi-Runden“. Wer sich etwas auskennt oder einfach aufmerksam unterwegs ist, findet auch Wege, die weniger frequentiert sind und vielleicht sogar an einer schönen Wiese vorbei führen, wo es an den Randbereichen so einiges zu entdecken und sammeln gibt.
Reminder: wir laufen nicht querfeldein – also nicht wild über irgendwelche Wiesen.

Bei den Wiesen ist es außerdem wichtig, dass diese möglichst nicht gedüngt werden, denn das wollen wir ja nicht auf unseren wilden Kräutern haben.

Tipp von der Expertin: schaut doch einfach mal in eurem Garten nach
Eva: ich greife einfach mal vorweg: ich war überrascht – ehrlicherweise habe ich mich damit einfach noch nie wirklich beschäftigt. Ich kenne zwar einige der heimischen Wildblumen, aber Wildkräuterwissen – Fehlanzeige. Wer einfach einmal ganz aufmerksam über die eigene Wiese geht, findet wirklich von Frühjahr bis Herbst zahlreiche essbare Pflanzen.

Wir haben in der Zwischenzeit auch eine wunderschöne, weitläufige und saftige Wiese erreicht und die Pflanzenvielfalt ist überwältigend. Heiderose zeigt uns Vogelmiere, Spitzwegerich, Schafgarbe, Guntermann und Wiesenbärenklau. Das reicht erstmal für heute – sie will uns schließlich nicht überfordern. Wir fangen an, die eben kennengelernten Kräuter zu sammeln. Nach kurzer Zeit sind unsere Körbchen gut gefüllt.

Wir pflücken außerdem noch Löwenzahn und Gänseblümchen – und das nicht nur für die Dekoration.

Wir probieren die Blüten der Schlehe und stürzen uns mutig in die Brennnesseln – Eva: bei mir wird es wohl nie etwas mit Brennnesseln geben, ich habe viel zu viel Angst sie anzufassen.

Hände waschen und Kochschürze anziehen

Nun geht es aber in die Küche und zur direkten Verarbeitung der Kräuter. Während wir die Hände und Kräuter waschen holt Heiderose eine große Karaffe mit einer köstlichen (Wild-)Kräuter-Limonade aus dem Kühlschrank und wir können gar nicht genug von der selbstgemachten Erfrischung bekommen. Löwenzahn, Buntnessel, Rosmarin und Zitrone lassen sich auf Anhieb in dem großen Gefäß erkennen – natürlich kann die Mischung ganz individuell angesetzt werden, am besten einige Stunden im Voraus, damit sich der Geschmack auch entfalten kann.

mmh lecker...

Für die weitere Verarbeitung unserer Kräuter sind die Teams schnell gefunden und die vorbereiteten Rezepte verteilt.

Es gibt Teigtaschen mit Bärlauch und Hirtenkäse, Wildkräuterbutter, Vogelmiere-Pesto, einen klassischen Salat mit Wildkräutern und das absolute Highlight: Brennnesselspätzle – handgeschabt! (wie gut, dass das nicht unsere Aufgabe war 😀 – beim Probieren und Essen waren wir natürlich an vorderster Stelle mit dabei, es sind ja schließlich Spätzle).

Wichtige Erkenntnis: man muss nicht alles essen – das macht das ganze doch direkt sehr sympathisch und alltagstauglich.
Es muss auch schmecken.